Samstag, 27. November 2004

prag - berlin - linz

[21.-27.11. gunnar] Gehen wir also noch mal ein paar Tage zurück. Um 9.34 geht unser Zug von Praha-Holesovice nach Berlin. Wir, alle noch leicht zerknautscht, stehen vor dem Hotel "duo" in Prag und warten auf den Shuttle zum Bahnhof. Es ist Montag 8.45 und es schneit. Wenn sowas in Berlin passiert, geht dann gleich mal zwei Stunden gar nichts. Die Prager haben das Wetter erkennbar besser im Griff - wir sind pünktlich im Zug. Die Zugfahrt ist, abgesehen vom Angebot im tschechischen Speisewagen, wenig spektakulär. Der Blick aus dem Fenster präsentiert gleichbleibendes Grau, wir vertreiben uns die Zeit mit schlafenessenlesen. Auch Berlin empfängt uns herzlich trübe. [fotos anna]

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So schnell es geht suchen wir geschlossene Räume auf. Der Shuttleservice der AIDS-Gala ist uns dabei behilflich, und so landen wir wohlbehalten im Theater des Westens. Freude, Shakehands, Probe, eine toller Ort, eine wirklich gute Sache, es war die richtige Entscheidung, dabei zu sein. Wir beziehen unser Hotel (in Berlin!!!) mit einem ausgesprochen komischen Gefühl, haben dann noch eine knappe Stunde für uns selbst und sind zum roten Teppich bzw. Showbeginn wieder im Theater. Die Gala ist bunt, wie eine Gala eben sein soll, das Beste ist aber, daß allein über die Eintrittsgelder schon knapp 80 000 Euro zusammen gekommen sind. Auf der After Show Party vertreten wir uns alle noch ein bisschen die Beine, aber der Abend wird für die meisten von uns eher kurz. Um acht ist die Nacht zu Ende.

Bahnhof Zoo zehn nach neun. Acht blasse Gestalten stehen auf dem Bahnsteig, Andi sieht richtig verbeult aus, aber zur Abwechslung scheint mal die Sonne. Das hilft. Ausserdem haben wir Besuch. Seit gestern nachmittag begleiten uns Hanna und Julian von Viva, dazu gesellt sich noch der geschätzte Kollege Markus von der Columbia. Die Berlin-Prag-Budapest-Schleife soll also mit grossem Gefolge absolviert werden. Leider ist seit dem gestrigen Abend auch festzustellen, dass die Stimmgewalt der Miez hörbar nachgelassen hat. Weil ich gestern in Berlin auch schon eine Apothekenrunde gedreht habe, schwant mir, dass wohl noch eine kleine Erkältung im Anmarsch sein könnte. Mir wird die Nase auch schon langsam dick, und wenn die Rüsselpest in so einem Tourtross mal richtig ausgebrochen ist, wird man sie so schnell nicht wieder los. [foto by anna]

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Der Soundcheck im Roxy beweist, was zu beweisen war. Wir quälen uns mit der Entscheidung bis zum Konzertbeginn. Alles ist angerichtet, eingerichtet und vorbereitet - da fällt es uns nicht leicht. Aber im Hinblick auf das, was noch kommen soll, wäre es verantwortungslos, jetzt die Brechstange rauszuholen. Wir spielen für die Leute, die hier sind und nicht zuletzt für uns selbst "Poem" zum Trost, die Miez berichtet, wie es um ihre Stimme bestellt ist, alle können es hören. Wir sagen das Konzert in Prag ab. Staab und die Miez fahren ins Krankenhaus am Rande der Stadt und danach ist klar, dass wir auch in Budapest nicht spielen werden. Zumindest nicht mehr im Rahmen dieser Tour. Das tut weh und der Abend geht, mal abgesehen von der Erkenntnis, das Viva-Hanna noch lauter und authentischer bellen kann als Staab, eher betrübt zu Ende.
Das Hotel in Linz liegt einen kleinen Fussweg vom Zentrum entfernt, die Miez bekommt viel Schlaf, ein bischen alternative Medizin und Blumen verabreicht und der Rest der Crew erkundet die oberösterreichische Metropole. Es gibt das Kunstmuseum,die Ars-Electronica-Austellung, das neue Rathaus mit einer kleinen Egon-Schiele-Sammlung und vieles mehr zu sehen. Das freundlich-klare Wetter hebt die Stimmung, wir wissen uns zu beschäftigen. Am Mittwoch enscheiden wir, dass die Show in Luzern auf den siebten Januar verschoben wird. Noch zwei Tage mehr Ruhe für alle, die es brauchen. Gut. Auch wenn es schwer fällt, ist es ratsam, bei solchen Überlegungen konsequent zu entscheiden. Niemand möchte ein Fünfzig-Prozent-Konzert, und bei dem, was wir vorhaben, ist es wichtig, dass alle topfit sind. Wir hoffen, Ihr respektiert unseren Entschluss und wir freuen uns auf die nächsten Wochen mit Euch! [written by Gunnar]