MIA. rocks asia! seoul - tokyo - osaka
hallo ihr lieben,
ich weiß, ihr brennt schon seit ein paar tagen auf ein zeichen aus seoul, hier ist es also. holt euch am besten erstmal was zu trinken, ein kissen zum zurücklehnen, und ja gut, wenn es unbedingt sein muss, macht euch 'ne kippe an, denn es war hier so einiges los, wie ihr euch wohl vorstellen könnt! [alle fotos h.flug]

28.4.05 abflug berlin
über elf stunden flug muss ich nicht viel schreiben, es ist und bleibt merkwürdig, sich für so lange zeit in die luft zu begeben, und wir sind mehr als froh, als es endlich heißt: alles bereit machen zum landeanflug. wir konnten alle nicht besonders gut schlafen und so torkeln wir nun richtung gepäckausgabe durch den zoll richtung ausgang. alle gepäckstücke da, alle instrumente heile, los geht’s...

allerdings gibt's einen kurzen zwischenfall, sagen wir ein kleines opfer für den reisegott: man darf nach korea keinerlei lebensmittel einführen, die sind da sehr streng und deshalb muss ingo sein reiseproviant in form einer salami dem zerschredderer hingeben, um nicht gleich wieder zurückgeschickt zu werden. jetzt kann ja wohl nichts mehr schief gehen, welcher moderne gott lässt sich nicht durch eine edelsalami besänftigen?

wir werden von frau choi (sprich ko), unser reiseleiterin und dolmetscherin, in empfang genommen, einer frau, mit der man pferde stehlen kann, wie wir in den nächsten tagen erfahren sollen. außerdem erwartet uns christoph vom musikexpress, der uns für ein mia.reisespecial begleitet.
auf der fahrt weist uns frau choi kurz in die geschichte ihres landes ein und lässt uns erst mal ankommen. im hotel dann endlich der langersehnte erstkontakt mit der dusche. dann 10 min. aufs gefährlich gemütliche bett gelegt, um sofort wieder aufzuschrecken, wir wollen uns ja unten zum essen und locationcheck fürs erste konzert treffen. nur nicht einschlafen, kampf dem jetlag!

das essen, ein kapitel für sich und voll mein ding. es gibt viele kleine schälchen mit zeug drin, welches ich noch nie gesehen habe, alle essen von diesen schälchen, man teilt, was da ist, das gefällt mir sehr. es gibt schon beim ersten essen etliche dinge, die ich noch nie probiert hab, zum beispiel gingko und kleine, braune, 'n bisschen süße, klebrige bohnen, ansonsten fisch und reis und stäbchen aus metall.
das hat mich schon interessiert: warum sind die nicht aus holz, so wie wir das kennen? das war hier in korea bis vor ein paar jahren nicht anders! dann wurden die holzstäbchen als unhygienisch empfunden und durch metall ersetzt. das lässt sich besser reinigen und außerdem schlägt man zwei fliegen mit einer klappe - denn die vielen sonst weggeworfenen stäbchen landen nicht mehr auf dem müll. super!

nach dem essen fahren wir zum venue, für den ersten gig, der am nachmittag stattfinden soll. wieder eine stunde fahrt, kein mensch weiß wohin. apropos bus: wir sind zu zehnt plus frau choi und herr kim am steuer in einem kleinen, aber geräumigen 14-sitzer unterwegs, ein bus, der erinnerungen an sibirien vor einem jahr wach werden lässt, da waren wir mit einem ganz ähnlichen gefährt on the road.
unser erstes konzert soll an einem sehr kulturellem ort stattfinden, eine mischung aus kleiner philharmonie, waabe und volksbühne erwartet uns. während wir feststellen müssen, dass nichts von dem da ist, was wir an technik geordert haben, bereitet sich ein orchester auf seinen auftritt vor.

derweil ist staab am verzweifeln angesichts der technischen lage und wir überlegen alternativen, und frau choi mittendrin versucht zu vermitteln und lernt gerade selbst erst begriffe wie soundcheck, verstärker und becken. sie ist wie wahnsinnig am telefonieren und bringt ins rollen, was ins rollen gehört.
mittlerweile ist es 18 uhr und ein teil der gruppe kann nicht mehr. der andere teil beschließt den wahnsinn auszutesten und begibt sich mit frau choi auf eine der vielen bummelstraßen. ich erstehe einen kapuzi und ein kleines tuch und trage meine ersten schätze nach dem abendessen stolz in mein zimmer. danach geht’s nur noch ab in die kissen.
korea 12 points! gute nacht. [mieze]

29.4.05 seoul
der nächste tag beginnt mit einem gemeinsamen frühstück und alle sind so halbwegs munter. aber es wird ein ruhiger tag, an dem wir die gegend erkunden. bob und ich gehen vom hotel aus links die straße runter und dann noch mal links. denn da, das haben wir schon gestern aus dem bus gesehen, gibt es vor allen dingen motorräder aller art und hundewelpen... fragt nicht, wie das zusammenpasst!
so finden wir es vor und freuen uns über diese merkwürdigkeit. da wir um zwei mit frau choi verabredet sind, bleibt uns ein wenig zeit, und so bestaunen wir die maschinen, und in gedanken suche ich mir ein paar aus, obwohl ich keine fahren kann.
das mit den hundebabies finde ich komisch, auf dieser straße alleine gab es bestimmt über hundert von diesen kleinen dingern. natürlich gibt es auch minikatzen und zwei kaninchen hab ich auch gesehen. ich frage mich, wer kauft die und warum sieht man keinen hund auf der straße? und überhaupt: wo ist hier ein vogel, eine taube, ein schmetterling oder sonst was lebendiges außer menschen?

zum thema tiere gibt es eine halbe stunde später wieder etwas zu staunen, als wir uns mit frau choi zum gemeinsamen essen treffen und ich wissen will, ob man die kleinen oktopusse, die vorn im aquarium darben, zum essen bestellen kann. sie erzählt, dass man die krakenarme roh zu essen bekommt und ihr dreizehnjähriger sohn sie sehr gerne mag, weil sie auch nach dem abschneiden vom körper noch zucken und mit den saugnäpfen am gaumen kleben. ein spaß für 10 euro. aha!
dass in korea hundefleisch als delikatesse gilt, kommentiert sie nur kurz mit der tatsache, dass dafür niemand hier je eine pferdebullette essen würde. liebe vegetarier, augen zu und durch!
anschließend lädt uns unsere reiseleiterin wieder in den bus, um uns richtung süden auf einen markt zu fahren, den wir gestern schon von weitem gesehen haben. vorher erklärt sie, dass es auf einem solchen markt sehr lebendig zugeht.
und das tut es auf jeden fall. lautes klatschen und rufen laden jeden ein, etwas zu kaufen. eineinhalb stunden wahnsinn vom feinsten! auf engstem raum tausende von ständen, und es gibt einfach alles und noch mehr unsinn in grellen farben. zwischendurch immer mal wieder käfersuppe. wir haben vielleicht 10% des marktes gesehen und mit unseren fotoapparaten festgehalten, was zu halten ging.

mir sind an diesem tag fotomäßig zwei extreme aufgefallen: zum einen sind mehrmals kinder schreiend weggerannt, wenn man sie knipsen wollte, und zum anderen interessieren sich die wenigsten für eine linse - sind scheinbar ganz bei sich selbst. als ich frau choi nach den schreienden kindern frage, erklärt sie mir, dass sie sich schämen und unsicher sind. das finde ich komisch in einem so technisch orientierten land.
ein teil von uns beschließt, den abend an der bar ausklingen zu lassen. andi und ich trinken martini und quatschen, bis der alleinunterhalter feierabend macht.
ich freu mich schon auf morgen und frage mich, ob auch nur ein kabel da sein wird...
gute nacht! [mieze]
30.4.05 seoul
ich konnte ewig nicht einschlafen und komme sehr verschlafen zum bus, wo auch alle anderen mit kleinen augen in den tag kucken. aber jetzt passiert ein wunder, wir kommen in, nennen wir es die kleine philharmonie, und es steht alles auf der bühne, was wir für ein mia.konzert brauchen und zwar wirklich alles von a bis z! wir müssen schmunzeln, es scheint jemand unseren technikplan gefunden zu haben. fein!
ab jetzt geht alles sehr schnell... soundcheck und dann schon ab in den backstage zum umziehen. bis fünf min.vor konzertbeginn schraube ich an der setlist und bin aufgeregt, weil ich gar nicht einschätzen kann, wer so kommt. okay... 3, 2, 1, los!
gleich zu beginn hält der bürgermeister eine kleine rede, was ich auch lustig finde, stellt euch mal vor, was für einen terminplan unser bürgermeister in berlin hätte, wenn er alle konzerte in seinem distrikt kommentieren wollte ;-)

das konzert lässt sich wie ein farbverlauf beschreiben: das publikum war unglaublich gemischt, von 3 bis 83 waren alle generationen vertreten, und stehen wir uns anfangs schüchtern gegenüber, so liegen wir uns beim dritten lied "ökostrom" im arm. wir sind wahnsinnig glücklich, endlich zu spielen, endlich das zu machen, wofür wir gekommen sind! nämlich zu rocken, und die leute, die da waren, saugen diese energie auf. wir spielen als letztes stück den "was es ist mix", und da brechen alle dämme, denn alle anwesenden kinder klettern auf die bühne und tanzen mit uns. gleich nach dem konzert liegen wir uns alle schluchzend in den armen und können nicht mehr. mir ist schnurzegal wie kitschig, sich das anhört, aber es war einfach ein traum! [mieze]

1.mai 05 seoul, südkorea
gefühlte temperatur 25 grad celsius.
schon wieder das hotelfrühstück verpasst, aber egal. denn der tag wird spannend, denn heute spielen wir auf dem hi-seoul festival und zwar im zentrum von seoul. als wir die bühne vom bus, mit dem wir vom hotel aus kommen, sehen, fällt uns allen schon mal die kinnlade runter und die bleibt da auch für die nächsten minuten. überhaupt leiden wir die ganze zeit in asien unter diesem kinnladensyndrom. die bühne, die da vor dem seouler rathaus steht, könnte ohne weiteres die alterna-stage von „rock am ring“ sein, wenn nicht sogar mehr.

während wir da also ankommen, tanzt sich gerade das ballett des moskauer bolschoitheaters ein! die skurrilität, die wir im kopf hatten, als wir hörten, dass wir hier zwischen internationalen klassischen und traditionellen tanzgruppen und orchestern spielen werden, weicht dem gefühl der spannung auf das, was uns nachher auf der bühne erwarten wird. im übrigen gibt's ehrlicherweise nur wenig ästhetischeres als die synchronität eines weltklasse-balletts.

wie wir da also vor der bühne sitzen, gerade angekommen, teils ungefrühstückt und absolut beeindruckt von dem panorama, das sich da am seouler rathausplatz bietet, fängt es an zu regnen. und ich hab ehrlicherweise noch keinen angenehmeren regen erlebt. es war als würde man von blumengießwasserzerstäubern berieselt werden und zwar mit regen in lufttemperatur. sehr speziell das. nachdem wir uns dann mal eben unsern schnellsoundcheck erschlichen haben, geht's erstmal durch die straße hinter der bühne, in der die stände der am festival teilnehmenden ländern stehen.

hier mal kurz was zum festival an sich: das hi-seoul festival wurde vor ca. 3 jahren vom seouler bürgermeister ins leben gerufen und ist wirklich ein multikulturelles - also quasi von albanien bis zaire ist wahrscheinlich jedes land mit einem stand und künstler vertreten. am deutschen stand gibt's im übrigen rittersport, schnöden kuchen und haribo-goldbären - wie originell! dafür ist der türkische stand mit seinem dönerspieß (is wirklich wahr!) der echte renner, und nur da hab ich kulinarisches heimweh nach berlin gekriegt.

langsam rückt unsere stage time immer näher und wir kucken uns die anderen künstler auf der bühne an. das war dann sowas wie die koreanischen destiny's child, der koreanische udo jürgens, und die seouler toten hosen (die im übrigen wirkliche hosen-fans waren: "you're from germany? do you know die toten hosen?“ - gesprochen 'dei totten hossen') und diversen traditionellen künstlern aus der mongolei, der ukraine, china usw.

und dann kommt der moment, an dem wir auf diese riesige bühne gehen: kurzer line check und los geht's. man, was für ein panorama - und als dann die bühnentechniker auch noch genau zum refrain die pyronebelfontänen loslassen, fühlt sich das ohne mist an wie u2 auf dem superbowl in miami. ich sach euch, dit is schon abgefahren, wenn man den livesound der band, in der man spielt, durch die schluchten von drei wolkenkratzern wiederhallen hört - mann mann mann.

ach ja 1. mai. da war doch was... während in berlin ca. 7 stunden später (wegen der zeitverschiebung) polizei und demonstranten ihr alljährliches cowboy-und-indianer-spielchen lieferten, wurde in seoul auch demonstriert und zwar schön in grüppchen mit wahlweise roten, grünen, blauen und gelben fahnen und samureiähnlichen stirnbändern. dazu wurden im synchronverfahren hunderte geballte fäuste samt armen gestreckt. eines der themen war die koreanische visa- und einwanderungspolitik. und zwei querstraßen weiter saßen die polizeihundertschaften in zweierreihen auf ihren helmen und abgewetzten schutzschilden. aha! [andi]

02.05.05 seoul - tokyo
nachdem uns frau kho und der fahrer mr. kim wohlbehalten zum flughafen seoul incheon gebracht und die zahlreichen abschiedsgeschenke in empfang genommen haben, heben wir pünktlich um 11.30 uhr ab. mit asiana airlines zu reisen ist, nebenbei bemerkt, ein vergnügen. [gunnar]
nach dem ersten asien-flash, den uns südkorea mit der eigentümlichen stadt seoul beschert hat, geht’s per flieger in die stadt der superlative: tokyo!
auf dem flughafen angekommen, werden wir von zwei sehr netten vertreterinnen des goethe instituts und von headz empfangen.

mit dem bus geht es nun 1 1/2 h durch tokyoter randbezirke ins zentrum, nach shibuya. allein schon die straßen versetzten uns ins staunen. man fährt halt nicht alle tage auf der falschen seite am 5. stock der häuser vorbei und realisiert, dass unter und über einem jeweils weitere straßen kreuz und quer verlaufen.

wir kommen über eine auffahrt im 5. stockwerk des hotels an, wo sich die lobby befindet. ein überwältigender anblick der mega city bietet sich uns beim ersten ausblick aus dem fenster. so langsam wird man sich der dimensionen bewusst - diese stadt ist riesig. man sieht dort fußball- und tennisplätze auf dächern unter einem. vor dem hotel ist eine kreuzung zu sehen, über die sich während einer grünphase tausende von menschen bewegen.

wir haben 2-3 stunden zeit, bevor es zur technikbesprechung geht. also rein in die massen und sich treiben lassen. wir laufen an unmengen von klamotten- und schuhläden, restaurants, spielhallen und karaokebars vorbei und lassen uns berieseln von blinkenden bunten reklameschildern und screens so groß wie häuser! [bob]
kurz vor 23.00 uhr begibt sich eine delegation (andi, ingo, robert, gunnar, roman und staab ) zur technikbesprechung in den club shibuya east. dort treffen wir auf die kollegen von mouse on mars und lali puna, die ebenfalls am montag eingeflogen sind. dieses meeting dauert bis kurz vor eins. jedes detail wird sorgfältig besprochen, die leute von der headz agentur, die sich vor ort um alles kümmern, wollen nichts dem zufall überlassen.

hashim ist der mann, der die kommunikation führt. er macht uns mit allen crewmitgliedern bekannt. die art und weise, wie diese gespräche laufen, legt die vermutung nahe, dass hier in den nächsten tagen überhaupt nichts anbrennt. danach gibt's noch einen kurzen spaziergang und ein getränk mit bestem bild auf dem hotelzimmer.
oyasumi! [gunnar]

03.05.05 tokyo
am nächsten morgen bleibt auch zeit zum noch mehr staunen und shoppen. am club shibuja east angekommen sehen wir zum ersten mal die anderen bands, mit denen wir den abend gestalten und zusammen in einer lustigen reisetruppe auch nach osaka reisen werden. mit uns spielen noch lali puna, mouse on mars, senor coconut, pole... [bob]
die miez ist um halb drei für ein interview mit viva verabredet und der rest der rasselbande geht in den club, um mit dem soundcheck zu beginnen. es werden noch interviews mit japanischen sendern und magazinen geführt. [gunnar]
wir spielen als erstes und leiten da einen tollen abend ein. wir blicken in viele staunende gesichter. den leuten gefällts, und sie lassen sich auf das noch nie gehörte ein.[bob]

heute gibt's ein set mit hoffnung, hungriges herz (inkl. extra-sonder-japanischtext), poem, factory city, verrückt, skandal, pro-test, machtspiele und dem "was es ist-remix". "alles neu" hätte auch gut gepasst, denn "alles neu" trifft den nagel auf den kopf. sowohl für das publikum, als auch für uns. spätestens nach dem dritten stück ist bewegung in der bude, die leute in tokyo sind offen, sehr aufmerksam und dem spaß nicht abgeneigt. es wird getanzt, geklatscht und geschrien - alles, was dazu gehört. [gunnar]

wow, das wars, live on stage in tokyo, da waren 300 leute... abgefahren. interessiert sehen wir uns die anderen bands an und genießen einen schönen abend. danach geht’s weiter in eine karaoke bar, um dort in miezes geburtstag reinzufeiern - und das lautsingenderweise! [bob]

04.05.05, tokyo - osaka
weil die miez heute geburtstag hat, darf sie auch am längsten schlafen. der vollbesetzte bus, der uns zum bahnhof bringt, verlässt das hotel um halb zwölf. die lustige klassenfahrt mit allen acts vom festival geht von tokyo nach osaka. im highspeed-dsl-zug kommt man bei tempo 330 in knapp drei stunden dorthin.
wir werden vom bahnhof abgeholt und in unser hotel im stadtteil "shinsaibashi" gebracht. in der unmittelbaren umgebung des hotels stapeln sich bars, second hand shops, plattenläden, tätowierstudios (dazu später mehr), vintage-instrumentenläden, boutiquen und vieles mehr. der rest des tages bleibt frei und so kann jeder von uns osaka auf eigene faust erkunden.

vom shoppen einigermaßen müde kommen wir doch nicht umhin, den graniph t-shirt store zu okkupieren und (fast) den ganzen laden leerzukaufen. die warn aber auch alle sooo geil.
die ersten impressionen sind ähnlich wie in tokyo, auch in dieser stadt sind die japaner sehr modebewußt, die entsprechenden läden dazu in allen preisklassen vorhanden. es springt auch gleich ins auge und man spürt bei gesprächen, das die japaner trotz westlicher orientierung ihre sprichwörtliche freundlichkeit nicht verloren haben. [ingo+gunnar]

05.05.05 osaka
bis zum frühen nachmittag hat man zeit für müßiggang und/oder das besorgen von geschenken für sich selbst oder die daheimgebliebenen. um kurz vor zwei treffen wir uns, um zusammen den big cat club in augenschein zu nehmen, denn hier findet heute unser zweites konzert im rahmen von "soundz from germany" statt. erfreulicherweise befindet sich auch dieser veranstaltungsort in bequemer nähe unseres hotels. wir sind per pedes unterwegs.

das "big cat" ist ein bisschen kleiner als der club in tokyo (kapazität ca. 800), aber auch hier ist alles vom feinsten. der club ist gut gefüllt, wir haben große lust auf ein konzert und das publikum hat offensichtlich bock auf MIA. die setlist wird leicht modifiziert (heute mit "kreisel"), und alle beteiligten haben eine knappe stunde maximalen spaß. zwischendurch muss man sich immer wieder mal kneifen: wir sind hier in japan!!! [gunnar]

osaka ist für mich die stadt der kurzen wege. im cafe gegenüber gibts das hotelfrühstück und laptops mit internet for free. das nenn' ich mal einen service! der club ist auch gleich um die ecke. der soundcheck verläuft reibungslos, danach wird erstmal mit andy ne runde marimbafon gespielt, hi hi.
das konzert verläuft gut, die japaner sind sehr interessiert und konzentriert. mir haben zwar noch nie so viele menschen beim gitarre spielen auf die finger geguckt, aber ok. der knaller war für mich auf jeden fall der herr cocosnuss und seine bande.
die gute organisation haben wir dann mit einem heftigen gelage im restaurant neben dem club gefeiert. es war wie im paradis, das glas wird nicht alle und ständig werden vom personal neue kulinarische köstlichkeiten aufgefahren. super!

den abend kann man natürlich nicht beschließen ohne eine gepflegte runde karaoke. die cocosnuss-musiker, die miez, inga und meine wenigkeit also ab in die kabine. die schönsten balladen, die unvergesslichsten songs wurden teilweise 5-stimmig interpretiert und karikiert. ich glaub, ich muß für den rest der reise heiser bleiben. [ingo]
um kurz nach mitternacht treffen sich alle musiker, techniker, manager und organisatoren zu einem gemeinsamen abschieds-abendessen. leider fehlen mouse on mars, die nehmen den ersten flieger nach frankreich, denn sie spielen heute/morgen in lyon (aua! alles gute!). es wird viel geredet, gesungen, gegessen (fabelhaft!) und getrunken (auch fabelhaft).

einige (miez, ingo, das skandinavisch-englisch-griechische orchester von senor coconut) ziehen noch weiter in eine karaokebar. die anderen bleiben, quatschen weiter und tauschen adressen aus. es ist nun auch zeit, von den headz-leuten abschied zu nehmen. diese mädels und jungs haben einen ganz exzellenten job gemacht und dafür gesorgt, dass alle und alles zur richtigen zeit am richtigen ort waren. auch an dieser stelle noch einmal: tausend dank! [gunnar]
06.05.05 osaka
nun wird es aber auch mal zeit für kulturelle abwechslung, um zu sehen, dass es auch das andere japan gibt. mit nhoah, inga und gunnar geht es nach kyoto, expresszug 50 min high-speed 1 euro 40.
und schon sind wir da, gehen mit unserer deutsch-japanischen begleitung rolf und seiko am ersten garten vorbei. seiko bringt in erfahrung, dass heute nicht nur der garten zu bewundern ist, sondern auch noch eine tee-zeremoniemeisterin zufälligerweise gerade da ist. wir also in den garten, man kann sich das ja schon mal angucken, solange das wasser kocht...

und was soll ich sagen? ein perfekt angelegter garten, wo man ein foto nach dem anderen in sich aufnimmt. bäume, pflanzen, ein teich mit riesigen kois, wasserfälle, nichts ist dem zufall überlassen, alles ist arrangiert und strahlt ruhe und balance aus.
und dann kommt die tee-zeremonie. zuerst gibt es eine knallgrüne "süßigkeit" mit rosa punkten, schmeckt nach dattel,wird aber aus bohnen hergestellt. dann wird uns in dem papierhaus grüner tee vom feinsten kredenzt - schmeckt stark nach frisch abgemähtem rasen und sehr kräftig. entsprechend der tradition wird dem familienoberhaupt gunnar der erste tee serviert, und zwar dehalb, weil er auf dessen platz sitzt.
pro tee braucht die meisterin ca. 5 min. jede schale wird nochmal gesäubert, gedreht und gewendet, eine art grüner-tee-pigmente wird hineingegeben und mit drei schluck wasser aufgefüllt. dann wird der tee noch kurz mit einer art rasierpinsel gefiltert, und schon ist er fertig. der tee wird abgestellt und eine zweite frau, mit der wir uns die ganze zeit unterhalten, serviert uns den tee. natürlich nicht, ohne die schale in die richtige position zu rücken, man beachte die bilder am tassenrand! die meisterin spricht während der ganzen zeremonie nicht. nichts steht auch in japanischen lettern auf einem bild.
als der letzte tee getrunken ist, stehen beide auf. wir alle denken, das die zeremonie jetzt vorbei ist. doch plötzlich taucht die meisterin wieder auf und setzt sich zu uns. wir quatschen über dies und das, nicht ohne uns ständig zu verbeugen. für alles mögliche wird sich permanent verbeugt, begleitet von einem schönen lächeln.
zunächst nochmal in den garten, ein koi ist ausgeflippt und schlägt kreise in der luft - soll sehr selten sein und man sagt mir, dass das glück bringen soll. naja, wolln ma sehn...
wir gehen weiter zu den tempeln, deretwegen wir eigentlich hier sind. das ist auch sehr beeindruckend. die tempel sind aktiv, kurzgeschorene buddisten kreuzen den weg. eine unglaubliche ruhe herrscht an diesem ort, der faible der japaner für gärten ist unübersehbar. als ich mit gunnar auf dem rückweg bin, wird uns ziemlich schnell klar, dass das ein ganz besonderer tag war.
doch noch ist er nicht zu ende. erst einmal ein zünftiges bandessen. lecker fisch steht wieder auf dem speiseplan. mit inga und freddy gehts dann noch zu derek may ein bisschen raven. da die japaner voll auf elektronische musik abfahren, ist es dementsprechend voll. und das bei eintrittspreisen um die 50 €. danach mußte ich dann erstmal lange schlafen. [ingo]

07.05.05, osaka
huch! letzter tag. als ich aufwache, gucke ich meinen unterarm an und denke: heute lasse ich mich stechen! spontan gehe ich zu einem der tattoostudios, und mit moralischer unterstützung von andy und gunnar ist es dann drei stunden später passiert - was es ist, wird natürlich nicht verraten.
eine lustige begebenheit zum schluß: anstatt zu schlafen, bin ich in der nacht aleene losgezogen. irgendwann kam dann der hunger und ich bin in eine sushi-bar eingekehrt. neben dem leckeren essen und dem voll besetzten laden (5 uhr nachts!) ist da dieser kellner. der japaner an sich beherrscht ja nicht wirklich eine fremdsprache, doch dieser kellner spricht perfekt englisch. es entsteht ein gespräch und als er erfährt, dass ich aus deutschland komme, brechen alle dämme. er spricht richtig gut deutsch, denn sein großer traum ist es, ein engagement als opernsänger in deutschland zu bekommen. als ich ihn frage, was seine lieblingsarie sei, sagt er, dass es die arie des tamino aus der zauberflöte sei. ich muss ihn nur fragen, und schon steht er da und schmettert mit voller inbrunst:
"dies bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein auge je gesehn,
ich fühl es, ich fühl es, dies götterbild mich mit neuer regung füllt."
na halleluhjah. [ingo]

um 18.00 uhr sind wir zum drehen mit frederic verabredet, über die resultate halten wir euch selbstverständlich auf dem laufenden. noch schnell was essen, sachen packen und dann ab in die kissen. wir können nicht fassen, dass es schon wieder vorbei ist. die zeit verging rasend schnell, wir haben viel gesehen, viel gelernt und viele tolle menschen getroffen.
es ist gut und wichtig, sich als band in kontexte zu begeben, die man nicht kennt oder nur schwer einschätzen kann. man kann die routine im koffer lassen und situationen neu oder anders kennen lernen. dabei wird man erfahrungen machen und dinge begreifen, die nur unter diesen voraussetzungen zu erleben sind. an dieser stelle noch einmal ein dickes DANKE! an alle personen, die diese konzertreise nach asien möglich gemacht haben. wir kommen gerne wieder! [gunnar]

[alle fotos h.flug]
ich weiß, ihr brennt schon seit ein paar tagen auf ein zeichen aus seoul, hier ist es also. holt euch am besten erstmal was zu trinken, ein kissen zum zurücklehnen, und ja gut, wenn es unbedingt sein muss, macht euch 'ne kippe an, denn es war hier so einiges los, wie ihr euch wohl vorstellen könnt! [alle fotos h.flug]

28.4.05 abflug berlin
über elf stunden flug muss ich nicht viel schreiben, es ist und bleibt merkwürdig, sich für so lange zeit in die luft zu begeben, und wir sind mehr als froh, als es endlich heißt: alles bereit machen zum landeanflug. wir konnten alle nicht besonders gut schlafen und so torkeln wir nun richtung gepäckausgabe durch den zoll richtung ausgang. alle gepäckstücke da, alle instrumente heile, los geht’s...

allerdings gibt's einen kurzen zwischenfall, sagen wir ein kleines opfer für den reisegott: man darf nach korea keinerlei lebensmittel einführen, die sind da sehr streng und deshalb muss ingo sein reiseproviant in form einer salami dem zerschredderer hingeben, um nicht gleich wieder zurückgeschickt zu werden. jetzt kann ja wohl nichts mehr schief gehen, welcher moderne gott lässt sich nicht durch eine edelsalami besänftigen?

wir werden von frau choi (sprich ko), unser reiseleiterin und dolmetscherin, in empfang genommen, einer frau, mit der man pferde stehlen kann, wie wir in den nächsten tagen erfahren sollen. außerdem erwartet uns christoph vom musikexpress, der uns für ein mia.reisespecial begleitet.
auf der fahrt weist uns frau choi kurz in die geschichte ihres landes ein und lässt uns erst mal ankommen. im hotel dann endlich der langersehnte erstkontakt mit der dusche. dann 10 min. aufs gefährlich gemütliche bett gelegt, um sofort wieder aufzuschrecken, wir wollen uns ja unten zum essen und locationcheck fürs erste konzert treffen. nur nicht einschlafen, kampf dem jetlag!

das essen, ein kapitel für sich und voll mein ding. es gibt viele kleine schälchen mit zeug drin, welches ich noch nie gesehen habe, alle essen von diesen schälchen, man teilt, was da ist, das gefällt mir sehr. es gibt schon beim ersten essen etliche dinge, die ich noch nie probiert hab, zum beispiel gingko und kleine, braune, 'n bisschen süße, klebrige bohnen, ansonsten fisch und reis und stäbchen aus metall.
das hat mich schon interessiert: warum sind die nicht aus holz, so wie wir das kennen? das war hier in korea bis vor ein paar jahren nicht anders! dann wurden die holzstäbchen als unhygienisch empfunden und durch metall ersetzt. das lässt sich besser reinigen und außerdem schlägt man zwei fliegen mit einer klappe - denn die vielen sonst weggeworfenen stäbchen landen nicht mehr auf dem müll. super!

nach dem essen fahren wir zum venue, für den ersten gig, der am nachmittag stattfinden soll. wieder eine stunde fahrt, kein mensch weiß wohin. apropos bus: wir sind zu zehnt plus frau choi und herr kim am steuer in einem kleinen, aber geräumigen 14-sitzer unterwegs, ein bus, der erinnerungen an sibirien vor einem jahr wach werden lässt, da waren wir mit einem ganz ähnlichen gefährt on the road.
unser erstes konzert soll an einem sehr kulturellem ort stattfinden, eine mischung aus kleiner philharmonie, waabe und volksbühne erwartet uns. während wir feststellen müssen, dass nichts von dem da ist, was wir an technik geordert haben, bereitet sich ein orchester auf seinen auftritt vor.

derweil ist staab am verzweifeln angesichts der technischen lage und wir überlegen alternativen, und frau choi mittendrin versucht zu vermitteln und lernt gerade selbst erst begriffe wie soundcheck, verstärker und becken. sie ist wie wahnsinnig am telefonieren und bringt ins rollen, was ins rollen gehört.
mittlerweile ist es 18 uhr und ein teil der gruppe kann nicht mehr. der andere teil beschließt den wahnsinn auszutesten und begibt sich mit frau choi auf eine der vielen bummelstraßen. ich erstehe einen kapuzi und ein kleines tuch und trage meine ersten schätze nach dem abendessen stolz in mein zimmer. danach geht’s nur noch ab in die kissen.
korea 12 points! gute nacht. [mieze]

29.4.05 seoul
der nächste tag beginnt mit einem gemeinsamen frühstück und alle sind so halbwegs munter. aber es wird ein ruhiger tag, an dem wir die gegend erkunden. bob und ich gehen vom hotel aus links die straße runter und dann noch mal links. denn da, das haben wir schon gestern aus dem bus gesehen, gibt es vor allen dingen motorräder aller art und hundewelpen... fragt nicht, wie das zusammenpasst!
so finden wir es vor und freuen uns über diese merkwürdigkeit. da wir um zwei mit frau choi verabredet sind, bleibt uns ein wenig zeit, und so bestaunen wir die maschinen, und in gedanken suche ich mir ein paar aus, obwohl ich keine fahren kann.
das mit den hundebabies finde ich komisch, auf dieser straße alleine gab es bestimmt über hundert von diesen kleinen dingern. natürlich gibt es auch minikatzen und zwei kaninchen hab ich auch gesehen. ich frage mich, wer kauft die und warum sieht man keinen hund auf der straße? und überhaupt: wo ist hier ein vogel, eine taube, ein schmetterling oder sonst was lebendiges außer menschen?

zum thema tiere gibt es eine halbe stunde später wieder etwas zu staunen, als wir uns mit frau choi zum gemeinsamen essen treffen und ich wissen will, ob man die kleinen oktopusse, die vorn im aquarium darben, zum essen bestellen kann. sie erzählt, dass man die krakenarme roh zu essen bekommt und ihr dreizehnjähriger sohn sie sehr gerne mag, weil sie auch nach dem abschneiden vom körper noch zucken und mit den saugnäpfen am gaumen kleben. ein spaß für 10 euro. aha!
dass in korea hundefleisch als delikatesse gilt, kommentiert sie nur kurz mit der tatsache, dass dafür niemand hier je eine pferdebullette essen würde. liebe vegetarier, augen zu und durch!
anschließend lädt uns unsere reiseleiterin wieder in den bus, um uns richtung süden auf einen markt zu fahren, den wir gestern schon von weitem gesehen haben. vorher erklärt sie, dass es auf einem solchen markt sehr lebendig zugeht.
und das tut es auf jeden fall. lautes klatschen und rufen laden jeden ein, etwas zu kaufen. eineinhalb stunden wahnsinn vom feinsten! auf engstem raum tausende von ständen, und es gibt einfach alles und noch mehr unsinn in grellen farben. zwischendurch immer mal wieder käfersuppe. wir haben vielleicht 10% des marktes gesehen und mit unseren fotoapparaten festgehalten, was zu halten ging.

mir sind an diesem tag fotomäßig zwei extreme aufgefallen: zum einen sind mehrmals kinder schreiend weggerannt, wenn man sie knipsen wollte, und zum anderen interessieren sich die wenigsten für eine linse - sind scheinbar ganz bei sich selbst. als ich frau choi nach den schreienden kindern frage, erklärt sie mir, dass sie sich schämen und unsicher sind. das finde ich komisch in einem so technisch orientierten land.
ein teil von uns beschließt, den abend an der bar ausklingen zu lassen. andi und ich trinken martini und quatschen, bis der alleinunterhalter feierabend macht.
ich freu mich schon auf morgen und frage mich, ob auch nur ein kabel da sein wird...
gute nacht! [mieze]
30.4.05 seoul
ich konnte ewig nicht einschlafen und komme sehr verschlafen zum bus, wo auch alle anderen mit kleinen augen in den tag kucken. aber jetzt passiert ein wunder, wir kommen in, nennen wir es die kleine philharmonie, und es steht alles auf der bühne, was wir für ein mia.konzert brauchen und zwar wirklich alles von a bis z! wir müssen schmunzeln, es scheint jemand unseren technikplan gefunden zu haben. fein!
ab jetzt geht alles sehr schnell... soundcheck und dann schon ab in den backstage zum umziehen. bis fünf min.vor konzertbeginn schraube ich an der setlist und bin aufgeregt, weil ich gar nicht einschätzen kann, wer so kommt. okay... 3, 2, 1, los!
gleich zu beginn hält der bürgermeister eine kleine rede, was ich auch lustig finde, stellt euch mal vor, was für einen terminplan unser bürgermeister in berlin hätte, wenn er alle konzerte in seinem distrikt kommentieren wollte ;-)

das konzert lässt sich wie ein farbverlauf beschreiben: das publikum war unglaublich gemischt, von 3 bis 83 waren alle generationen vertreten, und stehen wir uns anfangs schüchtern gegenüber, so liegen wir uns beim dritten lied "ökostrom" im arm. wir sind wahnsinnig glücklich, endlich zu spielen, endlich das zu machen, wofür wir gekommen sind! nämlich zu rocken, und die leute, die da waren, saugen diese energie auf. wir spielen als letztes stück den "was es ist mix", und da brechen alle dämme, denn alle anwesenden kinder klettern auf die bühne und tanzen mit uns. gleich nach dem konzert liegen wir uns alle schluchzend in den armen und können nicht mehr. mir ist schnurzegal wie kitschig, sich das anhört, aber es war einfach ein traum! [mieze]

1.mai 05 seoul, südkorea
gefühlte temperatur 25 grad celsius.
schon wieder das hotelfrühstück verpasst, aber egal. denn der tag wird spannend, denn heute spielen wir auf dem hi-seoul festival und zwar im zentrum von seoul. als wir die bühne vom bus, mit dem wir vom hotel aus kommen, sehen, fällt uns allen schon mal die kinnlade runter und die bleibt da auch für die nächsten minuten. überhaupt leiden wir die ganze zeit in asien unter diesem kinnladensyndrom. die bühne, die da vor dem seouler rathaus steht, könnte ohne weiteres die alterna-stage von „rock am ring“ sein, wenn nicht sogar mehr.

während wir da also ankommen, tanzt sich gerade das ballett des moskauer bolschoitheaters ein! die skurrilität, die wir im kopf hatten, als wir hörten, dass wir hier zwischen internationalen klassischen und traditionellen tanzgruppen und orchestern spielen werden, weicht dem gefühl der spannung auf das, was uns nachher auf der bühne erwarten wird. im übrigen gibt's ehrlicherweise nur wenig ästhetischeres als die synchronität eines weltklasse-balletts.

wie wir da also vor der bühne sitzen, gerade angekommen, teils ungefrühstückt und absolut beeindruckt von dem panorama, das sich da am seouler rathausplatz bietet, fängt es an zu regnen. und ich hab ehrlicherweise noch keinen angenehmeren regen erlebt. es war als würde man von blumengießwasserzerstäubern berieselt werden und zwar mit regen in lufttemperatur. sehr speziell das. nachdem wir uns dann mal eben unsern schnellsoundcheck erschlichen haben, geht's erstmal durch die straße hinter der bühne, in der die stände der am festival teilnehmenden ländern stehen.

hier mal kurz was zum festival an sich: das hi-seoul festival wurde vor ca. 3 jahren vom seouler bürgermeister ins leben gerufen und ist wirklich ein multikulturelles - also quasi von albanien bis zaire ist wahrscheinlich jedes land mit einem stand und künstler vertreten. am deutschen stand gibt's im übrigen rittersport, schnöden kuchen und haribo-goldbären - wie originell! dafür ist der türkische stand mit seinem dönerspieß (is wirklich wahr!) der echte renner, und nur da hab ich kulinarisches heimweh nach berlin gekriegt.

langsam rückt unsere stage time immer näher und wir kucken uns die anderen künstler auf der bühne an. das war dann sowas wie die koreanischen destiny's child, der koreanische udo jürgens, und die seouler toten hosen (die im übrigen wirkliche hosen-fans waren: "you're from germany? do you know die toten hosen?“ - gesprochen 'dei totten hossen') und diversen traditionellen künstlern aus der mongolei, der ukraine, china usw.

und dann kommt der moment, an dem wir auf diese riesige bühne gehen: kurzer line check und los geht's. man, was für ein panorama - und als dann die bühnentechniker auch noch genau zum refrain die pyronebelfontänen loslassen, fühlt sich das ohne mist an wie u2 auf dem superbowl in miami. ich sach euch, dit is schon abgefahren, wenn man den livesound der band, in der man spielt, durch die schluchten von drei wolkenkratzern wiederhallen hört - mann mann mann.

ach ja 1. mai. da war doch was... während in berlin ca. 7 stunden später (wegen der zeitverschiebung) polizei und demonstranten ihr alljährliches cowboy-und-indianer-spielchen lieferten, wurde in seoul auch demonstriert und zwar schön in grüppchen mit wahlweise roten, grünen, blauen und gelben fahnen und samureiähnlichen stirnbändern. dazu wurden im synchronverfahren hunderte geballte fäuste samt armen gestreckt. eines der themen war die koreanische visa- und einwanderungspolitik. und zwei querstraßen weiter saßen die polizeihundertschaften in zweierreihen auf ihren helmen und abgewetzten schutzschilden. aha! [andi]

02.05.05 seoul - tokyo
nachdem uns frau kho und der fahrer mr. kim wohlbehalten zum flughafen seoul incheon gebracht und die zahlreichen abschiedsgeschenke in empfang genommen haben, heben wir pünktlich um 11.30 uhr ab. mit asiana airlines zu reisen ist, nebenbei bemerkt, ein vergnügen. [gunnar]
nach dem ersten asien-flash, den uns südkorea mit der eigentümlichen stadt seoul beschert hat, geht’s per flieger in die stadt der superlative: tokyo!
auf dem flughafen angekommen, werden wir von zwei sehr netten vertreterinnen des goethe instituts und von headz empfangen.

mit dem bus geht es nun 1 1/2 h durch tokyoter randbezirke ins zentrum, nach shibuya. allein schon die straßen versetzten uns ins staunen. man fährt halt nicht alle tage auf der falschen seite am 5. stock der häuser vorbei und realisiert, dass unter und über einem jeweils weitere straßen kreuz und quer verlaufen.

wir kommen über eine auffahrt im 5. stockwerk des hotels an, wo sich die lobby befindet. ein überwältigender anblick der mega city bietet sich uns beim ersten ausblick aus dem fenster. so langsam wird man sich der dimensionen bewusst - diese stadt ist riesig. man sieht dort fußball- und tennisplätze auf dächern unter einem. vor dem hotel ist eine kreuzung zu sehen, über die sich während einer grünphase tausende von menschen bewegen.

wir haben 2-3 stunden zeit, bevor es zur technikbesprechung geht. also rein in die massen und sich treiben lassen. wir laufen an unmengen von klamotten- und schuhläden, restaurants, spielhallen und karaokebars vorbei und lassen uns berieseln von blinkenden bunten reklameschildern und screens so groß wie häuser! [bob]
kurz vor 23.00 uhr begibt sich eine delegation (andi, ingo, robert, gunnar, roman und staab ) zur technikbesprechung in den club shibuya east. dort treffen wir auf die kollegen von mouse on mars und lali puna, die ebenfalls am montag eingeflogen sind. dieses meeting dauert bis kurz vor eins. jedes detail wird sorgfältig besprochen, die leute von der headz agentur, die sich vor ort um alles kümmern, wollen nichts dem zufall überlassen.

hashim ist der mann, der die kommunikation führt. er macht uns mit allen crewmitgliedern bekannt. die art und weise, wie diese gespräche laufen, legt die vermutung nahe, dass hier in den nächsten tagen überhaupt nichts anbrennt. danach gibt's noch einen kurzen spaziergang und ein getränk mit bestem bild auf dem hotelzimmer.
oyasumi! [gunnar]

03.05.05 tokyo
am nächsten morgen bleibt auch zeit zum noch mehr staunen und shoppen. am club shibuja east angekommen sehen wir zum ersten mal die anderen bands, mit denen wir den abend gestalten und zusammen in einer lustigen reisetruppe auch nach osaka reisen werden. mit uns spielen noch lali puna, mouse on mars, senor coconut, pole... [bob]
die miez ist um halb drei für ein interview mit viva verabredet und der rest der rasselbande geht in den club, um mit dem soundcheck zu beginnen. es werden noch interviews mit japanischen sendern und magazinen geführt. [gunnar]
wir spielen als erstes und leiten da einen tollen abend ein. wir blicken in viele staunende gesichter. den leuten gefällts, und sie lassen sich auf das noch nie gehörte ein.[bob]

heute gibt's ein set mit hoffnung, hungriges herz (inkl. extra-sonder-japanischtext), poem, factory city, verrückt, skandal, pro-test, machtspiele und dem "was es ist-remix". "alles neu" hätte auch gut gepasst, denn "alles neu" trifft den nagel auf den kopf. sowohl für das publikum, als auch für uns. spätestens nach dem dritten stück ist bewegung in der bude, die leute in tokyo sind offen, sehr aufmerksam und dem spaß nicht abgeneigt. es wird getanzt, geklatscht und geschrien - alles, was dazu gehört. [gunnar]

wow, das wars, live on stage in tokyo, da waren 300 leute... abgefahren. interessiert sehen wir uns die anderen bands an und genießen einen schönen abend. danach geht’s weiter in eine karaoke bar, um dort in miezes geburtstag reinzufeiern - und das lautsingenderweise! [bob]

04.05.05, tokyo - osaka
weil die miez heute geburtstag hat, darf sie auch am längsten schlafen. der vollbesetzte bus, der uns zum bahnhof bringt, verlässt das hotel um halb zwölf. die lustige klassenfahrt mit allen acts vom festival geht von tokyo nach osaka. im highspeed-dsl-zug kommt man bei tempo 330 in knapp drei stunden dorthin.
wir werden vom bahnhof abgeholt und in unser hotel im stadtteil "shinsaibashi" gebracht. in der unmittelbaren umgebung des hotels stapeln sich bars, second hand shops, plattenläden, tätowierstudios (dazu später mehr), vintage-instrumentenläden, boutiquen und vieles mehr. der rest des tages bleibt frei und so kann jeder von uns osaka auf eigene faust erkunden.

vom shoppen einigermaßen müde kommen wir doch nicht umhin, den graniph t-shirt store zu okkupieren und (fast) den ganzen laden leerzukaufen. die warn aber auch alle sooo geil.
die ersten impressionen sind ähnlich wie in tokyo, auch in dieser stadt sind die japaner sehr modebewußt, die entsprechenden läden dazu in allen preisklassen vorhanden. es springt auch gleich ins auge und man spürt bei gesprächen, das die japaner trotz westlicher orientierung ihre sprichwörtliche freundlichkeit nicht verloren haben. [ingo+gunnar]

05.05.05 osaka
bis zum frühen nachmittag hat man zeit für müßiggang und/oder das besorgen von geschenken für sich selbst oder die daheimgebliebenen. um kurz vor zwei treffen wir uns, um zusammen den big cat club in augenschein zu nehmen, denn hier findet heute unser zweites konzert im rahmen von "soundz from germany" statt. erfreulicherweise befindet sich auch dieser veranstaltungsort in bequemer nähe unseres hotels. wir sind per pedes unterwegs.

das "big cat" ist ein bisschen kleiner als der club in tokyo (kapazität ca. 800), aber auch hier ist alles vom feinsten. der club ist gut gefüllt, wir haben große lust auf ein konzert und das publikum hat offensichtlich bock auf MIA. die setlist wird leicht modifiziert (heute mit "kreisel"), und alle beteiligten haben eine knappe stunde maximalen spaß. zwischendurch muss man sich immer wieder mal kneifen: wir sind hier in japan!!! [gunnar]

osaka ist für mich die stadt der kurzen wege. im cafe gegenüber gibts das hotelfrühstück und laptops mit internet for free. das nenn' ich mal einen service! der club ist auch gleich um die ecke. der soundcheck verläuft reibungslos, danach wird erstmal mit andy ne runde marimbafon gespielt, hi hi.
das konzert verläuft gut, die japaner sind sehr interessiert und konzentriert. mir haben zwar noch nie so viele menschen beim gitarre spielen auf die finger geguckt, aber ok. der knaller war für mich auf jeden fall der herr cocosnuss und seine bande.
die gute organisation haben wir dann mit einem heftigen gelage im restaurant neben dem club gefeiert. es war wie im paradis, das glas wird nicht alle und ständig werden vom personal neue kulinarische köstlichkeiten aufgefahren. super!

den abend kann man natürlich nicht beschließen ohne eine gepflegte runde karaoke. die cocosnuss-musiker, die miez, inga und meine wenigkeit also ab in die kabine. die schönsten balladen, die unvergesslichsten songs wurden teilweise 5-stimmig interpretiert und karikiert. ich glaub, ich muß für den rest der reise heiser bleiben. [ingo]
um kurz nach mitternacht treffen sich alle musiker, techniker, manager und organisatoren zu einem gemeinsamen abschieds-abendessen. leider fehlen mouse on mars, die nehmen den ersten flieger nach frankreich, denn sie spielen heute/morgen in lyon (aua! alles gute!). es wird viel geredet, gesungen, gegessen (fabelhaft!) und getrunken (auch fabelhaft).

einige (miez, ingo, das skandinavisch-englisch-griechische orchester von senor coconut) ziehen noch weiter in eine karaokebar. die anderen bleiben, quatschen weiter und tauschen adressen aus. es ist nun auch zeit, von den headz-leuten abschied zu nehmen. diese mädels und jungs haben einen ganz exzellenten job gemacht und dafür gesorgt, dass alle und alles zur richtigen zeit am richtigen ort waren. auch an dieser stelle noch einmal: tausend dank! [gunnar]
06.05.05 osaka
nun wird es aber auch mal zeit für kulturelle abwechslung, um zu sehen, dass es auch das andere japan gibt. mit nhoah, inga und gunnar geht es nach kyoto, expresszug 50 min high-speed 1 euro 40.
und schon sind wir da, gehen mit unserer deutsch-japanischen begleitung rolf und seiko am ersten garten vorbei. seiko bringt in erfahrung, dass heute nicht nur der garten zu bewundern ist, sondern auch noch eine tee-zeremoniemeisterin zufälligerweise gerade da ist. wir also in den garten, man kann sich das ja schon mal angucken, solange das wasser kocht...

und was soll ich sagen? ein perfekt angelegter garten, wo man ein foto nach dem anderen in sich aufnimmt. bäume, pflanzen, ein teich mit riesigen kois, wasserfälle, nichts ist dem zufall überlassen, alles ist arrangiert und strahlt ruhe und balance aus.
und dann kommt die tee-zeremonie. zuerst gibt es eine knallgrüne "süßigkeit" mit rosa punkten, schmeckt nach dattel,wird aber aus bohnen hergestellt. dann wird uns in dem papierhaus grüner tee vom feinsten kredenzt - schmeckt stark nach frisch abgemähtem rasen und sehr kräftig. entsprechend der tradition wird dem familienoberhaupt gunnar der erste tee serviert, und zwar dehalb, weil er auf dessen platz sitzt.
pro tee braucht die meisterin ca. 5 min. jede schale wird nochmal gesäubert, gedreht und gewendet, eine art grüner-tee-pigmente wird hineingegeben und mit drei schluck wasser aufgefüllt. dann wird der tee noch kurz mit einer art rasierpinsel gefiltert, und schon ist er fertig. der tee wird abgestellt und eine zweite frau, mit der wir uns die ganze zeit unterhalten, serviert uns den tee. natürlich nicht, ohne die schale in die richtige position zu rücken, man beachte die bilder am tassenrand! die meisterin spricht während der ganzen zeremonie nicht. nichts steht auch in japanischen lettern auf einem bild.
als der letzte tee getrunken ist, stehen beide auf. wir alle denken, das die zeremonie jetzt vorbei ist. doch plötzlich taucht die meisterin wieder auf und setzt sich zu uns. wir quatschen über dies und das, nicht ohne uns ständig zu verbeugen. für alles mögliche wird sich permanent verbeugt, begleitet von einem schönen lächeln.
zunächst nochmal in den garten, ein koi ist ausgeflippt und schlägt kreise in der luft - soll sehr selten sein und man sagt mir, dass das glück bringen soll. naja, wolln ma sehn...
wir gehen weiter zu den tempeln, deretwegen wir eigentlich hier sind. das ist auch sehr beeindruckend. die tempel sind aktiv, kurzgeschorene buddisten kreuzen den weg. eine unglaubliche ruhe herrscht an diesem ort, der faible der japaner für gärten ist unübersehbar. als ich mit gunnar auf dem rückweg bin, wird uns ziemlich schnell klar, dass das ein ganz besonderer tag war.
doch noch ist er nicht zu ende. erst einmal ein zünftiges bandessen. lecker fisch steht wieder auf dem speiseplan. mit inga und freddy gehts dann noch zu derek may ein bisschen raven. da die japaner voll auf elektronische musik abfahren, ist es dementsprechend voll. und das bei eintrittspreisen um die 50 €. danach mußte ich dann erstmal lange schlafen. [ingo]

07.05.05, osaka
huch! letzter tag. als ich aufwache, gucke ich meinen unterarm an und denke: heute lasse ich mich stechen! spontan gehe ich zu einem der tattoostudios, und mit moralischer unterstützung von andy und gunnar ist es dann drei stunden später passiert - was es ist, wird natürlich nicht verraten.
eine lustige begebenheit zum schluß: anstatt zu schlafen, bin ich in der nacht aleene losgezogen. irgendwann kam dann der hunger und ich bin in eine sushi-bar eingekehrt. neben dem leckeren essen und dem voll besetzten laden (5 uhr nachts!) ist da dieser kellner. der japaner an sich beherrscht ja nicht wirklich eine fremdsprache, doch dieser kellner spricht perfekt englisch. es entsteht ein gespräch und als er erfährt, dass ich aus deutschland komme, brechen alle dämme. er spricht richtig gut deutsch, denn sein großer traum ist es, ein engagement als opernsänger in deutschland zu bekommen. als ich ihn frage, was seine lieblingsarie sei, sagt er, dass es die arie des tamino aus der zauberflöte sei. ich muss ihn nur fragen, und schon steht er da und schmettert mit voller inbrunst:
"dies bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein auge je gesehn,
ich fühl es, ich fühl es, dies götterbild mich mit neuer regung füllt."
na halleluhjah. [ingo]

um 18.00 uhr sind wir zum drehen mit frederic verabredet, über die resultate halten wir euch selbstverständlich auf dem laufenden. noch schnell was essen, sachen packen und dann ab in die kissen. wir können nicht fassen, dass es schon wieder vorbei ist. die zeit verging rasend schnell, wir haben viel gesehen, viel gelernt und viele tolle menschen getroffen.
es ist gut und wichtig, sich als band in kontexte zu begeben, die man nicht kennt oder nur schwer einschätzen kann. man kann die routine im koffer lassen und situationen neu oder anders kennen lernen. dabei wird man erfahrungen machen und dinge begreifen, die nur unter diesen voraussetzungen zu erleben sind. an dieser stelle noch einmal ein dickes DANKE! an alle personen, die diese konzertreise nach asien möglich gemacht haben. wir kommen gerne wieder! [gunnar]

[alle fotos h.flug]
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